In 33 Tagen und 40 Stunden vor dem Computer habe ich ein Kajak in Anlehnung an das “Anas Acuta” für meine Tochter entworfen und gebaut. Die Details dazu stehen in einem separaten Posting hier.
Im Verlauf des Entwurfs und des Baus habe ich bestimmte Entscheidungen getroffen und auch wieder verworfen oder mich im schlimmsten Fall auch geärgert. Daher die “Lessons Learnd” Sektion, um nachzuvollziehen, was gut und was schlecht gelaufen ist.
Was habe ich “gelernt” und würde es anders machen?
– Zeit – der grosse unbekannte Faktor. Ich habe eigentlich damit gerechnet, unter 20 Tagen zu bleiben. Den Zeitbedarf für einzelne Bearbeitungsschritte und Zeiten für das Harz und die Farbe zu aushärten oder das Schleifen habe ich aber unterschätzt.
– Zusammenbinden (Verzug im Bug und Heck) – Den am schlechtesten zu korrigierenden Fehler habe ich mir gleich am Anfang eingehandelt. Da ich ohne Baulehre gearbeitet habe (ist nicht zwingend) habe ich nicht bemerkt, wie sich die Planken am Bug nicht perfekt getroffen haben. Heute würde ich die Planten vorn anschäften und so sehr viel genauer einpassen. Ausserdem würde ich mehr mit Heissleim “heften”.
– Schäftung – Das Schäften der Planken war ebenfalls nicht super gut. Ich habe eine Seite nicht gut genug geschliffen. Das sieht man leider immer noch.
– Deck / Cockpit – Das Cockpit ist auf Grund der Bootsgrösse sehr klein und ragt überproportional hoch auf. Es sieht immer nooch gut aus aber vielleicht wäre hier ein Cockpit in Hybrid-Bauweise doch besser gewesen… .
– Decksbeschläge – Die Beschläge für die Leinen würde ich einen Nummer grösser wählen. Diejenigen, die ich verwendet habe sind zu klein und es ist ziemlich fummelig, das Harz und die Farbe da wieder rauszubekommen. Eine Nummer grösser wäre besser gewesen.
– Gewicht (Birke versus Red Wood) – Das Harz mach das Boot schwer. Da ich nicht mit Vakuum-Bag arbeiten kann und den Harzauftrag nicht 100%-ig kontrollieren kann ist ein leichteres Holz vielleicht noch eine paar Gramm besser…. .
– Temperatur – Es mag ja merkwürdig klingen, aber offensichtlich hat die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit nicht gereicht, dass der Lack gut abgebunden hat. Das Epoxy hat keinerleit Probleme bereitet aber der Bhutyl Lack ist nach über 2 Wochen immer noch sehr weich. Für alle, die in einem unbeheizten Keller Arbeiten ist der Lack nicht zu empfehlen.
Welche Entscheidung war gut?
– Methode (Zeit) – Stich&Glue macht es erst möglich, ein Kajak in unter hundert Stunden zu bauen!
– Design – Die Anlehnung an das Design des “Anas Acuta” war eine super Entscheidung. Ebenfalls die Auswahl der Länge von 3.8m und der Breite von 0.47m (statt 0.435m). Für eine 5 Jährige Paddlerin ist das Boot beherrschbar – zwar eine Herausfoderung, wenn es denn mal ins Kippen kommt aber zumindest bei glattem Wasser ist das Boot gut ohne Stabilisierungs-Schwimmer zu fahren.
– Freeship – Das Design-Tool – Für meine Arbeiten habe ich auf den Riss von Brian Hensel zurückgegriffen und Brian verwendet ebenfalls diese Software. Wer nun denkt, ich habe das Boot “nur” skaliert, der irrt sich. Die Breiten, Höhen und Längen wurden nicht symetrisch skaliert und einige Details habe ich massiv angepasst. Ich finde es jedoch nur ehrlich, wenn ich auf die super Arbeiten von Brian Hensel hinweise.
– Sitz aus Schaum – Den Sitz habe ich aus dem “Vollen” aus einigen Stücken Polystyrol Isolationsschaum gemacht. Er war billig, passt genau und ist austauschbar, falls er zu klein wird. Ausserdem war es lustig einen Sitz auf diese Art zu machen.
Welche Entscheidung war schlecht?
– Farbiges Boot – Es ist ein Holzboot und aus der Distanz sieht es auch in Gelb-Weiss ganz gut aus aber ich denke, ich hätte viel weniger Probleme gehabt, wenn ich es wie alle meine Boote in Holzfraben gelassen hätte. Auch wenn ich so ein paar Dinge einfach mit Spachteln korrigieren konnte, die Qualität des Farbauftrags bleibt frustierend.
– Hempels Lack – Klar mit der Temperatur bin ich am unteren Ende der Parameter gewesen aber von einem Lack für 49 CHF für 750ml verlange ich eigentlich, dass er irgendwann mal durchhärtet. Selbst nach 2 Tagen in der Sonne waren einige Bereiche noch weich, so dass man mit dem Fingernagel eine Kerbe machen konnte. Der Lack ist Mist und bei Hemples kaufe ich keinen Topf mehr! Falls sich ein Vertreter der Firma mit einer Abmahnung bei mir melden möchte, dem sei gesagt, dass es hier um meine Meinung geht und ich diese schlechten Erfahrungen tatsächlich selber gemacht habe. Ich finde das Produkt nicht empfehlenswert.
Gruss,
Axel
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